HR Trend 2026: Das Jahr des Menschen - über Human Skills und KI-Fluency
Blog / 15. Dezember 2025 / bei Christoph Drebes„Im Zentrum steht der Mensch.“ Mit diesem Satz endete der Deutsche HR Summit 2025 und kaum ein Fazit hätte passender sein können. Die zentrale Erkenntnis: Zukunftsfähigkeit entsteht nicht durch Tools allein, sondern über Kultur, Führung und Beteiligung.
2025 galt in vielen Unternehmen als das Jahr der großen KI-Auftritte. Werkzeuge wie generative KI und Sprachmodelle wurden mit Lichtgeschwindigkeit eingeführt, mit dem Versprechen: höhere Effizienz, weniger Aufwand und schnellere Entscheidungen. Doch gegen Ende des Jahres rückte eine bittere Erkenntnis ins Zentrum: KI kann vieles, aber nicht alles und manchmal nicht einmal richtig.
In diesem Artikel werfe ich einen Blick darauf, warum 2026 das Jahr wird, in dem wir den Menschen wieder ins Zentrum der Arbeit rücken und was das konkret für Unternehmen bedeutet.
Inhalt:
Warum 2025 unser Bild von KI verändert hat
2025 war das Jahr, in dem Künstliche Intelligenz endgültig im Unternehmensalltag ankam. Kaum ein Bereich blieb unberührt: von Recruiting über Kommunikation bis zur Strategiearbeit. Doch während der anfängliche Enthusiasmus groß war, folgte bald die Ernüchterung.
KI erwies sich als mächtig, aber nicht unfehlbar. Sprachmodelle halluzinierten. Sie erfanden Quellen, Fakten und Argumente.
Ein Beispiel: In den USA sorgte ein Gerichtsfall für Aufsehen, bei dem Anwälte fiktive Urteile vorlegten, die ChatGPT selbst erfunden hatte. Auch in der Medizin tauchten Fälle auf, in denen KI Diagnosen oder Forschungsergebnisse schlicht „erfand“. Selbst im ganz normalen Alltag blieb die KI nicht fehlerfrei: Eine aktuelle Reuters-Analyse zeigte, dass viele KI-Assistenten bei aktuellen Themen gravierende Fehlinformationen liefern.
Und mit der Zeit bildeten sich zwei große Lager: Einmal Unternehmen, die anfingen ihre Prozesse umzustrukturieren und ihre Mitarbeitenden dazu anzuhalten KI aktiv zu nutzen und jene, welche die Nutzung aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsgründen komplett verboten.
Mein Fazit aus 2025: KI kann unterstützen, aber sie versteht nicht. Sie besitzt keine Intuition, kein Kontextbewusstsein, keine Empathie. Und genau diese Erkenntnis wird das Arbeitsumfeld im nächsten Jahr nachhaltig prägen.
2026: Der Mensch rückt wieder in den Mittelpunkt
2026 wird das Jahr, in dem Unternehmen wieder stärker auf die Menschen hinter den Tools schauen. Denn was KI nicht leisten kann, ist genau das, was Organisationen lebendig macht und nach vorne bringt: Erfahrungswerte, Kreativität, zwischenmenschliche Intelligenz und das Gespür für Nuancen.

Formelles und informelles Wissen – der unsichtbare Schatz
Gerade auf den Bereich Wissen und Wissensweitergabe lohnt es sich, bei dieser Thematik einen genauen Blick darauf zu werfen. In jedem Unternehmen existieren zwei Wissensformen:
Formelles Wissen, das dokumentiert, strukturiert und leicht digitalisierbar ist, wie Prozesshandbücher, Richtlinien, Projektpläne.
Informelles Wissen, das in Köpfen, Gesprächen und Beziehungen steckt. Demnach alles, was nicht aufgeschrieben ist: Erfahrungswissen, persönliche Kontakte, gelebte Kultur.
Das informelle Wissen ist hierbei die Basis für Vertrauen, schnelle Entscheidungen und Innovation. Es entsteht im Austausch, beispielsweise beim Kaffee, in Meetings, in Projekten über Abteilungsgrenzen hinweg und ist in den meisten Fällen nicht schriftlich dokumentiert.
Und genau hier liegt die Grenze der KI: Sie kann es weder erfassen noch weitergeben.
Denn Wissensmanagement ist mehr als reine Datenpflege. Es braucht Räume für Begegnung, Austausch und Zusammenarbeit – virtuell und persönlich.
Mentoring Formate wie Reverse Mentoring, Leadership Mentoring oder Mentoring zur Nachfolgeplanung werden daher in 2026 immer wichtiger werden, um dieses Wissen im Unternehmen zu halten und auch effizient nutzen zu können.
KI bleibt, aber als Werkzeug
Künstliche Intelligenz verschwindet jedoch nicht aus dem Arbeitsalltag. Im Gegenteil: Sie wird fester Bestandteil moderner Arbeit bleiben und das ist auch gut so. Doch 2026 steht nicht mehr die Frage im Raum, ob man KI nutzt, sondern wie man sie sinnvoll nutzt.
Und so wird KI zum Werkzeug, nicht zum Ersatz. Denn ihre Stärke liegt in der Unterstützung, nicht in der Übernahme von Jobs. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie ihre Mitarbeitenden gezielt trainieren müssen, wie sie KI effektiv, kritisch und verantwortungsvoll einsetzen.
Welche KI Kompetenzen werden wichtig in 2026?
Zwei Kompetenzbereiche werden im kommenden Jahr ausschlaggebend: AI Literacy und AI Fluency.

AI Literacy beschreibt die grundlegende Fähigkeit, Künstliche Intelligenz zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und verantwortungsvoll zu nutzen.
Mitarbeitende sollen wissen, was KI ist, wie sie funktioniert, wo ihre Grenzen liegen und welche ethischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Auswirkungen sie hat.
Dieser Kompetenzbereich umfasst:
- Grundbegriffe (Algorithmen, Trainingsdaten, Machine Learning, Bias etc.)
- Verständnis für Chancen und Risiken
- Fähigkeit, KI-Ergebnisse kritisch einzuordnen
- Grundkenntnisse im Datenschutz und in der Ethik der KI-Nutzung
AI Fluency geht hingegen einen Schritt weiter: Sie bezeichnet die fließende, kompetente und strategische Nutzung von KI im Arbeitskontext. Mitarbeitende sollen nicht nur verstehen, was KI ist, sondern wissen, wie sie sie effektiv einsetzen, kombinieren und in ihre Arbeitsprozesse integrieren können.
Dieser Kompetenzbereich umfasst:
- Praktische Anwendung von KI-Tools (z. B. Prompts formulieren, Workflows automatisieren)
- Bewerten von KI-Ergebnissen (Plausibilität, Bias, Qualität)
- Kombination menschlicher Expertise mit maschineller Unterstützung
- Strategisches Denken: Wann ist KI sinnvoll, wann nicht?
Human Skills als der entscheidende Erfolgsfaktor
Doch wird 2026 nicht nur von neuen Skills bezüglich künstlicher Intelligenz geprägt sein. Die sogenannten Human Skills werden an strategischer Bedeutung gewinnen. Denn sie sind die Fähigkeiten, die keine Maschine abbilden kann:
- Kommunikation und Empathie: das Verständnis füreinander in komplexen, hybriden Teams
- Kreativität und kritisches Denken: um KI-Ergebnisse zu prüfen und weiterzuentwickeln
- Kollaboration und soziale Intelligenz: um Wissen zu teilen und Silos zu überwinden und Wissen zur Nachfolgeplanung weiterzugeben
- Reflexionsfähigkeit und Lernkompetenz: um Neues einzuordnen und aus Erfahrungen zu wachsen
Aus meiner Erfahrung bei Mystery Minds weiß ich: Der Mensch ist und bleibt das Zentrum eines Unternehmens. Seit Jahren sehen wir, wie echte Verbindungen zwischen Kollegen Innovation, Vertrauen und Zusammenhalt schaffen. Eine Kombination aus Mensch und Technologie, ist das Erfolgsrezept, das Unternehmen zukünftig nach vorne bringen wird.
Das haben Unternehmen wie Paychex, Caritas, commercetools, sowie 300 weitere unserer Kunden weltweit bereits erfolgreich bewiesen.
Organisationen, die Human Skills gezielt fördern, schaffen eine zukunftsfähige Kultur, die Innovation ermöglicht. Nicht trotz, sondern mit Technologie.

Mein Fazit für das kommende Jahr
Der Deutsche HR Summit 2025 hat es auf den Punkt gebracht: Zukunftsfähigkeit entsteht durch Kultur, Führung und Beteiligung, nicht durch Tools. 2026 wird das Jahr, in dem wir das ernst nehmen.
KI bleibt, aber als Werkzeug. Der Mensch bleibt – als Herz.
Unternehmen, die beides verbinden, schaffen eine Arbeitswelt, die intelligent ist, aber vor allem menschlich.
Gerade in Zeiten, in denen Transformationsprogramme auf Hochtouren laufen, sei es durch die Einführung von KI oder den Wechsel zu neuen Operating Models, wird klar: Wer heute in Technologie investiert, muss gleichzeitig in seine Kultur investieren.
HR-Leader sollten Kultur-Roadmaps parallel zu Tech-Roadmaps planen. Nur so entsteht eine Organisation, die sich nicht nur technologisch, sondern auch menschlich weiterentwickelt und eine echte Chance auf Erfolg in der Zukunft hat.
*Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir im Blogartikel häufig das generische Maskulinum. Selbstverständlich beziehen sich alle Personenbezeichnungen auf Menschen jeden Geschlechts.
Über den Autor:
Christoph Drebes
Christoph Drebes ist ein Unternehmer aus München und hat Mystery Minds 2016 mitbegründet. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Arbeitswelt menschlicher zu gestalten, indem es wertvolle, persönliche Verbindungen zwischen Kolleg:innen schafft. Das remote-only Team arbeitet bereits mit über 300 internationalen Unternehmen zusammen und hilft ihnen dabei, internen Netzwerke zu stärken und die Silo-Mentalität zu überwinden, mit smarten Vernetzungslösungen.
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